Du bist ein Gott,
der mich sieht.

 

Jahreslosung 2023 | 1. Mose 16,13

 


 



Liebe Gemeinde,

 

der Herbst übernimmt in diesen Tagen erneut vom Sommer das Feld. Buchstäblich kommt vom „Feld“ im übertragenen Sinne ja auch unser alljährlicher Ernte-Dank. Frisch herausgeputzt sind unsere Kirchen und auch wir selbst kleiden uns festlich und machen uns mit Freude - ja auch ein wenig Demut und vollen Erntekörben auf den Weg ins Gotteshaus. Erntedankfeste erfreuen sich also auch heuer noch immer großer Beliebtheit: Auf dem Lande arbeitet und lebt ja ohnehin ein Teil der Bevölkerung noch in und von der Landwirtschaft. Die Stadt bietet zu jeder Jahreszeit Obst und Gemüse Hülle und Fülle zum Kauf.
Was macht also das Erntedankfest nicht nur in Dörfern so beliebt? Ist es der Trend „Zurück zur Natur“? Oder ist es eine romantische Sehnsucht, die zurück zu alten Zeiten will? Doch seien wir ehrlich – wirklich romantisch waren diese ja nicht! Ich denke, der Erntedankbrauch kommt ein Stück weit auch aus der Erfahrung des Menschen aus Missernten und Hungersnöten.
Vielleicht hat sich aber im Erntedank auch die menschliche Fähigkeit des Staunens erhalten?
Darüber, wie aus kleinen Samen Früchte wachsen, ohne dass wir Menschen dieses Wachsen selbst erzeugen können. „Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand!“
Möglicherweise spiegelt sich im Erntedank aber auch die Einsicht, dass Leben nur möglich ist, indem anderes Leben sich „spendet“? Dass das saftige Steak auf unserem Teller von einem Lebewesen stammt, das zur Welt kam, wuchs und gedieh, um später anderes Leben zu ermöglichen?  Unseres!? Ich denke, es ist kein Zufall, dass sich bis heute Bräuche aus alter Zeit erhalten haben: Jäger ehren erlegtes Wild symbolisch. Angler werfen den ersten gefangenen Fisch ins Wasser zurück. Bauern bringen die ersten Feldfrüchte oder zuletzt geschnittene Ähren vor Gott.
Erntedank heißt also im Grunde Staunen über geschenktes Leben! Auch steckt im Erntedank die Frage nach Gerechtigkeit. Ist denn jeder Verbrauch, jedes Opfer wirklich gerechtfertigt? Und wie weit ist Reichtum des Einen erkauft durch die Armut des Anderen? Reichen die Güter der Erde wirklich nicht aus, um ALLE satt zu machen?
Ich meine, Erntedank stellt im Herbst des Jahres und wohl ebenso im Herbst eines Lebens die
Frage nach dem Zukünftigen: Aus welchen Vorräten kann ich zehren, wenn die Tage immer kürzer und das Dunkel immer größer wird? Menschenkind bedenke: Bei allem, was du säst und erntest, planst und leistest – du lebst nicht aus eigener Kraft! Das Glück unseres Lebens kommt wohl eher auch aus dem, was uns geschenkt wird. Ich bin überzeugt: Dafür lohnt es sich zu danken und mit Demut die eigenen Grenzen zu respektieren, sich dem Gott anzuvertrauen, in dessen Händen
unser Wachsen und Reifen, aber auch unser Verwelken und Sterben liegt.


Mit herzlichen Segenswünschen grüßt Sie            
Ihr Pfarrer Michael Kreßler

 

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ZITAT

Laß warm und hell die Kerzen heute flammen, die Du in unsere Dunkelheit gebracht, führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen! Wir wissen es, Dein Licht scheint in der Nacht.

Dietrich Bonhoeffer
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